3. Advent

Ja, es ist in diesem Jahr nicht so einfach, sich durch die Advents- und Weihnachtszeit zu tasten. Einerseits haben wir Menschen alle viel gemeinsam: Sehnsucht nach Begegnung und Gespräch, nach Gemeinschaft. Andererseits geht jede und jeder seinen ganz eigenen, besonderen Weg durch diese Zeit. Die Herausforderungen, Belastungen, Chancen und Möglichkeiten sind für alle anders.

Leider sagt uns kein Navi, wohin der Weg geht. Wir müssen uns selbst orientieren. Und es ist, als wären wir mit unterschiedlichen Landkarten unterwegs. Im Sonntagsblatt zum 3. Advent ist zu lesen: „Für mich bedeutet die Pandemie eine Unterbrechung. Es geht gerade nicht so weiter, wie ich das gewohnt bin.“ 
Wie würde die Unterbrechung des Weges auf einer dieser ganz persönlichen Landkarten, auf ihrer Landkarte aussehen? Ein Erdrutsch, der den Weg verschüttet? Ein Zaun oder eine Mauer, die das Weiterkommen versperren? Eine Kluft, über die hier gerade keine Brücke führt? Ein Trampelpfad? Ein steiler Anstieg mit vielen neuen, auch guten Aussichten?
Meine Wege unterscheiden sich von denen anderer Leute. Wegweiser und Tipps, die anderen helfen, sind daher nicht unbedingt passend für mich.

Deshalb keine Ratschläge, sondern ein paar Fragen: Wenn es eine Landkarte gäbe für unseren ganz individuellen Weg durch die Adventszeit, wie sähe sie aus? Wo ging es in den letzen Wochen eher mühsam bergauf, weil z.B. in der Firma oder auf der Baustelle der Bär los war? Wo ging es erstaunlich leicht und locker, weil z.B. keine Sitzungen und Gremien mehr stattfanden oder die Bude mal nicht mit anstrengendem Besuch voll war? Wie ist die Landschaft drumherum? Was ist noch nah und was in weite Ferne gerückt, wie z.B. eine verschobene Konfirmations oder Hochzeitsfeier? Wo gibt es plötzlich Orte an denen wir Pause machen können und die Welt verschonen mit Ansprüchen und Konsum? Was genau ist durch die Pandemie eigentlich für mich unterbrochen worden? Wie geht der Weg auf der anderen Seite weiter? Welche Brücken, Trampelpfade oder Umwege können wir für uns entdecken?

Und vor allem: Wer ist da eigentlich noch so alles unterwegs auf dem Weg durch diesen Advent?

Wenn wir uns im Alltag umsehen, dann sehen wir – trotz Kontaktbeschränkung – in die Gesichter vieler freundlicher Wegbegleiter. Manche sind gut bekannt, andere kennen wir nur flüchtig und vom Sehen. 

Auch in der Weihnachtsgeschichte finden wir Weggenossen, die ihre Wege gehen in schwierigen Zeiten: Maria und Josef, einfache Hirten, 3 Weise, Engel. Wer mag, kann sich in Gedanken zu ihnen gesellen und mit ihnen auf ihren Spuren unterwegs sein. Zeit wäre ja für diese heilsame Unterbrechung.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie gesund und wohlbehalten beim Jesuskind und bei Gottes Liebe ankommen

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Weihnachtsglocke, St. Gordian und Epimachus in Memmingerberg