Advent und Weihnachten

Wieder werden wir die aus Brettern und Nägeln zusammengezimmerte Futterkrippe vom Turm in die Kirche holen. Von den Konfirmanden meinte einer: “Das ist ja ein ganz schön gammeliges Ding”. Aber könnten wir uns das Jesuskind vorstellen, gebettet auf einer teuren Matratze in einem weichen Bett? Nein. Gott ist in Jesus “ganz schön heruntergekommen”. Dorthin, wo man selbst nicht landen möchte.

Die Krippe ist erst der Anfang von Gottes Abstieg. Abseits der wichtigen Orte und Menschen seiner Zeit, wandert er durch die Dörfer. Er redet mit den Bauern und Handwerkern, mit gebildeten Leuten und mit den Kindern. Er geht in die Häuser der Reichen und lässt sich zu Tisch einladen. Er geht sogar zu Taugenichtsen und Betrügern und wird von braven Bürgern als “Fresser und Weinsäufer” beschimpft. Der Blinde gehört für ihn nicht einfach zum Stadtbild. Und der Lahme ist für ihn nicht ein Fall für die jeweils zuständige Stelle. Er berührt die Aussätzigen. Und er heilt mit Spucke, dem einfachen Heilmittel, das die Eltern bei ihren kleinen Kindern benutzen und Menschen, die keinen Arzt haben, wenn sie ihre Wunden von ihren Hunden lecken lassen. 

Bei vielen, die auf sich halten, stößt er auf Abscheu. Wo immer er auftaucht, beunruhigt er das ruhige Leben. Sein Weg führt beständig nach unten. Alle wohlgemeinten Versuche, ihn zu halten, schüttelt er ab. An seinem Anfang steht eine Krippe und am Ende ein Kreuz. Gott wollte es so. Er blieb nicht majestätisch auf Abstand. Denn dann hätte er von uns nichts anderes als ein anonymes Menschengewühle wie einen krabbelnden Ameisenhaufen wahrgenommen. Schon vom Olympiaturm aus gesehen schrumpfen die Menschen, ihre Autos und Häuser zum Format von Spielzeug. Das ist nicht der Blick Gottes auf seine Geschöpfe. 

Deshalb singen wir zu Weihnachten: “Vom Himmel hoch, da komm ich her”  Und Jesus kommt nicht auf hohem Roß daher, erhoben über andere. Er kommt nicht mit Dienstwagen, nicht auf rotem Teppich. Dass Gott in eine Krippe kommt, stellt vieles auf den Kopf. Oben bleibt nicht oben, und in das Unten, in die Mühseligen und Beladenen kommt Bewegung. Denn der Himmel ist nicht oben geblieben. Der Himmel kam in Jesus herunter. Und wer ihn finden will, muß sich schon ein wenig bücken und sich sehr wundern über eine gammelige Krippe.

Es gibt viel Neues über Gottes Wege zu erfahren und zu entdecken in der kommenden Advents-, und Weihnachtszeit.