The show must go on

“Hinterm Horizont gehts weiter, immer weiter” – ein Ohrwurm und Schlager von Udo Lindenberg. Er erinnert auch daran, daß schon wieder Februar ist und 2018 rasch voransschreitet. Das ist fast ein wenig enttäuschend nach all den Anstrengungen, mit denen wir unsere Anfänge auch heuer wieder gestaltet haben. Mit unserem Anfängertum gebärden wir uns ja oft wie Gott und meinen, wir könnten hier ein paar Pfunde abnehmen und dort über unseren Schatten springen. Aber Gott kennt seine Pappenheimer und unsere Illusionen. Nur er kann mit Nichts etwas angefangen und kann aus nichts etwas machen. Gott und die Zeit lassen sich nicht unterbrechen, so schön es wäre, wenn mal ein Augenblick verweilen könnte. Es bleibt auch 2018 dabei: The show must go on, immer weiter.

Das Leben als Non-stop-Theater. Und wir die Wanderschauspieler, die Lebenskünstler auf den verschiedenen Bühnen, in verschiedenen Rollen, mit unterschiedlichen Requisiten, Komparsen, Hauptdarstellern, Intendanten und Sponsoren. Jeden Tag ist Premiere. Aufgeführt wird ohne Probe, ohne Souffleuse. 

The show must go on. Zum Glück! Da bieten sich Möglichkeiten, Gestaltungsräume und Freiheiten an. Wieviel Freude kann es machen, ab und zu aus der Rolle zu fallen und mal in einer ganz anderen show, auf einer ganz anderen Bühne aufzutreten. Z.B. als Konfirmand in der Kirche Gottesdienst mitzufeiern, zu singen und zu beten. Für ein gutes Zusammenspielen von Jung und Alt in Kirche, Vereinen und Gesellschaft braucht es bekanntlich nicht viel: Spielfreude und Toleranz. 

Zur Bühne, zur Lebensshow gehört die Maske.  Kurz ist die Faschingssaison 2018. Gerade mal bis 14. Februar hat, wer immer mag, Gelegenheit, aus der Alltagsrolle zu fallen und sich zu verkleiden. Aber auch für Faschingsmuffel gilt: Ohne Maske geht es nicht. Man kann nicht keine Maske tragen. Lebende Wesen, die der Luft ausgesetzt sind, brauchen eine Schutzhaut. Und niemand sollte es der Haut vorwerfen, daß sie nicht das Herz ist. Und unseren Worten sollten wir nicht verübeln, daß sie nicht die Gefühle selbst sind. 

Unser Äußeres, unsere Worte und Gesten sind ein wunderbares Kleid, eine wunderbare Maske für uns selbst, für unsere Gefühle und Leidenschaften. Die Masken liegen offen zutage. Oft sind unsere Masken liebevoll gestaltet, zugleich wahrheitsgetreu, zurückhaltend und übersteigert. 

Wann fühle ich mich am wohlsten in meiner Haut, in meiner Maske? Wenn  ich merke, daß das Zusammenspiel klappt. Wenn ich mit meiner Person hinter meiner Rolle stehen kann. Wenn ich mich nicht unfreiwillig verstellen muß. Kurz gesagt: Wenn ich meinen Platz auf der Lebensbühne gefunden habe und die anderen  mich als den ansprechen, der ich bin und sein könnte.

Haben Sie schon bemerkt, welch leidenschaftlicher Maskenträger und Schauspieler Gott ist? Er begegnet uns auf der Weltbühne in vielerlei Gestalt. Als Schöpfer Himmels und der Erde, als Feuersäule in der Wüste, im brennenden Dornbusch für Mose, als sanftes Säuseln dem Elia. Als neugeborenes Kind, als junger Mann. Als Geist der Ermutigung und des Aufbruchs. 

Meist spielt er nicht mit den Hauptakteuren zusammen. Die lässt er gerne auflaufen. Er spricht Statisten und ärmlichere Masken an. Das ist seine unverwechselbare Art geworden. Und er spricht jeden als den an, der er ist: eine einmalige, unverwechselbare Person mit zigmilliarden Möglichkeiten zu leben, zu spielen, zu sein auf dieser riesigen Weltbühne. 

In ganz seltenen, glücklichen Momenten geschieht ein Wunder. Da lässt Er sich finden und ins Herz schauen und schaut uns direkt ins Herz. Das ist nur ein Augen-Blick. Es sind die Augenblicke, in denen wir wissen, dass es sich lohnt, das ganze herrliche, fröhliche und leidvolle Theater auch in diesem Jahr mitzuspielen. Freuen wir uns auf viele gelungene Premierenabende und -tage unter Gottes Regie!  

Ihr Pfarrer Wolfgang Ludwig