Wir schenken uns nichts.

Nun sind wir also mittendrin in den umtriebigsten Tagen des Jahres. Von den Kindern werden sie geliebt und ersehnt, von den Traurigen gefürchtet, von den Frommen feierlich begangen, von den Zweifelnden mit Skepsis beargwöhnt. Und wo in diesen Tagen Geld verdient werden muss, läuft das Fass über und überschwemmt Einkaufszonen, Briefkästen, Märkte und Büros mit zuviel, zuviel, zuviel.

Seltsame Zeiten, in denen sich Eisdielen in Nürnberger-Lebkuchen-Shops verwandeln. Erwachsene Leute bekommen Lust am Spielen mit Beleuchtung, Räuchermännchen, Pyramiden und Krippenbau. Ein Hin- und Hergerenne ist das, ein Lärmen mit Sonderangeboten und Marktgeschrei. Natürlich bleibt die „stille Zeit“, von der alle wie besessen als bitter notwendig reden, auf der Strecke. Manchmal kommt es zu Kurzschlusshandlungen und es fällt der Satz: “Wir schenken uns nichts”. Man denkt sogleich: “Vernünftige Leute.” Doch bei genauerem Nachdenken kann man nur sagen: “Schade!” Denn das gehört zum Besten, was man überhaupt tun kann: einem anderen ein Geschenk machen.

Unsere Gesellschaft, englisch community, lateinisch communitas, verdirbt daran, dass wir uns und dem andern nichts schenken.

Das Wörterbuch hilft weiter: Communitas leitet sich von zwei lateinischen Worten her: cum im Sinne von untereinander, zusammen und munus, Geschenk. Communitas, Gemeinschaft entsteht, wenn man sich untereinander etwas schenkt. Die christliche Botschaft sagt: Gott liebt es, Geschenke zu machen. Er schenkt uns seinen Sohn, stiftet Gemeinschaft zwischen sich und uns und bringt dadurch Menschen dazu, sich selbst zu verschenken. Das ist das Urgeschenk: Gott kommt als Kind zur Welt. Er schenkt sich der Welt. Das ist der Gehalt von Weihnachten.

Das Unscheinbare, Kleine, Verletzliche, das Jesuskind und die Liebe Gottes nehmen es mit der Welt auf. Das ist so verwegen, dass es mitreißt. Gott will uns nicht lärmend überwältigen, sondern freundlich überzeugen. Wovon? Das Allerschwächste soll nach Gottes Willen gewinnen. Die naive, arglose Liebe und Freundlichkeit Gottes sollen Recht behalten. Sie allein halten die Welt, Leben und Tod zusammen und die Geheimnisse der Welt in der Hand. Nicht auszudenken, wenn Gott und in seinem Gefolge die vielen uns beschenkenden Menschen gesagt hätten: “Wir schenken uns nichts.”

Deshalb auch dieses Weihnachten bitte, um des Jesuskindes und der Communitas willen: mit Geschenken. Für Leute, die schon alles haben, bietet sich das Wünschen und Schenken einer Gabe für Brot für die Welt, MissionEineWelt oder eine der vielen anderen Hilfsorganisation an.